Liebe Freunde und Interessierte,
nun liegt schon die vierte Woche Südafrika hinter mir und es erscheint mir komisch zu sagen, dass ich schon einen Monat hier bin. Ich gewöhne mich zwar weiterhin gut ein, aber bei manchen Sachen merke ich noch, dass ich relativ neu hier bin.
In dieser Woche haben wir Freiwilligen zum ersten Mal in unseren Aufgaben gearbeitet und ich muss schon sagen, dass Julian und ich gut gefordert wurden und auch noch werden, denn wir sollen in Zukunft immer mehr Verantwortung übernehmen.
Am Montag.. na gut der Montag war noch eine Art Übergang... hatte ich zuerst einmal Geburtstag. Ich wurde morgens von meinen Mitbewohnern mit selbst gebackenen Muffins und einem Geburtstagsständchen überrascht, was mich sehr gefreut hat. Dann ging es auf zur New World Foundation. Dort sollten wir alle vier erst mal wieder in den Kindergarten, weil Zain, der Koordinator der Jugendprogramme und Juna, die Direktorin des Kindergartens, am Mittag noch ein Meeting mit uns hatten, um über die genauen Zeiten zu reden. Somit hab ich auch im Kindergarten ein Ständchen von meiner Gruppe bekommen und ansonsten haben mir auch noch einige Leute gratuliert. Zudem gab es ab Montag auch eine Veränderung im Kindergarten, denn Till und Benjamin, zwei deutsche Austauschschüler von der High School in Muizenberg, mussten im Rahmen des Schulprogramms ein einwöchiges Praktikum absolvieren. Dies ist eben im Kindergarten der NWF geschehen. Am Montagnachmittag haben Julian und ich dann doch schon beim „Aftercare“ mit geholfen. Dies war sehr interessant, weil ich einmal auch dort ein Geburtstagsständchen bekommen habe und vor allem, weil die Kinder an dem Tag Briefe von einer Montessori-Schule aus Deutschland bekommen haben. Mit den Briefen hat die Schule auch noch zwei CDs mit Musik aus den deutschen Charts und zwei selbstgestaltete Plakate mitgeschickt. Für mich war das sehr interessant, da ich mit meiner Familie oder im Kindergottesdienst schon mal bei solchen Aktionen mitgemacht habe, wie „Weihnachten im Schuhkarton“ (hiermit distanziere ich mich total von dieser Geschenkaktion, da diese doch nicht so korrekt arbeitet, sondern anscheinend nur korrupt ist-vielen Dank an das deutsche Fernsehen). Dennoch war es interessant eine Art Rollenwechsel nachzuvollziehen, weil ich bisher die Position des Senders hatte und nun konnte ich miterleben, wie so etwas in dem anderen Land ankommt. Die persönlichen Briefe der deutschen Kinder an ihre Brieffreunde waren sehr nett geschrieben, auch wenn das Englisch ein paar Fehler hatte. Die Plakate fanden Julian und ich jedoch sehr anmaßend, da auf deutsch ungefähr folgende Sätze formuliert wurden: „Wir wünschen Euch viel Glück im Leben“, „Wir wünschen Euch genug zu essen“, „Wir wünschen Euch genug Wasser“. Generell sind das alles ja schon nette Wünsche, allerdings finde, dass ich sollte man solche Probleme nicht bei einer Brieffreundschaft erwähnen sollte. Es sollte eher um zwischenmenschliches und nicht um materielles gehen. Zudem sollte man den Kindern beim „Aftercare“ sso etwas nicht unter die Nase reiben, da sie zur NWF kommen, um sich von ihren Alltagsproblemen abzulenken und sie haben auch sehr viel Spaß daran zum „Aftercare“ zu kommen.
Am Dienstag hatten Julian und ich ein Meeting mit Zain und Bruce, dem Leiter des „Aftercare“.
Dort haben Julian und ich dann unsere ersten klaren Aufgaben bekommen. Julian sollte das Volunteers Office aufräumen, da sich dort einiges an Fußballsachen gestapelt hat. Ich muss bis Ende September Karten erstellen, auf denen Umwelttipps stehen, die dann im Gebäude der New World Foundation aufgehängt werden sollen. Somit haben wir uns gleich an die Arbeit gemacht, wobei sich das ganze im laufe des Tages verschoben hat, da ich immer mehr Julian geholfen habe Kisten und Taschen zu beschriften, damit in Zukunft jeder weiß, was man wo findet. Am Nachmittag bin ich dann alleine mit Bruce zum „Aftercare“ gegangen, weil Julian jeden Dienstag beim Youth Leadership mitmachen soll. Dort haben die Kinder ihre Briefe an die Montessori-Schule geschrieben. Bruce und ich haben dabei assistiert und geholfen, wobei einige Kinder ihre Briefe unbedingt in einer deutschen Übersetzung losschicken wollten, was ich dann auch getan habe. Mich hat jeodch schockiert, dass die Kinder nicht mal wussten wie sie ihren Brief schreiben sollten. Sie haben davor gesessen und hatten keine Ideen, also habe ich Vorschläge gemacht, über was sie schreiben können. Am Ende war die Zeit dann doch recht knapp, sodass der Rest späer in der Woche fertig gestellt werden musste.
Am Mittwoch haben Julian und ich das Volunteers Office fertig aufgeräumt und Zain schien sehr beeindruckt von unserer Leistung. Danach habe ich mich dann an mein Umweltprojekt gesetzt und schon einige Umwelttipps im Internet gefunden. Das hat mich schon beruhigt, da ich, ehrlich gesagt, nicht besonders begeistert von meiner Aufgabe war. Nach einer wohlverdienten Mittagspause ist Julian mit Bruce zum „Aftercare“ gegangen und ich musste warten, weil ich jeden Mittwochnachmittag im Computerkurs bei Rukea mithelfen soll. Diese Gruppe ist genau die gleiche, die Julian dienstags im „Youth Leadership“ hat. In der Wartezeit habe ich versucht, noch ein paar weitere Umwelttipps und -fakten zu finden. Als es dann soweit war, habe ich Rukea geholfen Arbeitshefte für die Gruppe zu erstellen. Dabei kriegt jeder Computerkurs das gleiche Heft, also war es unsere Aufgabe Kopien zu erstellen, diese zu sortieren und dann zu Heften zusammen zu binden.
Am Donnerstag wurden Julian und ich im Kindergarten eingesetzt, weil an diesem Tag ein Ausflug zum „Pick 'n Pay“, einer Supermarktkette, anstand. Somit hatte Juna Zain gebeten Julian und mich als Aufsichtspersonen mitzunehmen. Generell war ich persönlich von dieser Idee nicht so begeistert, da ich einfach nicht den pädagogischen Sinn hinter einem solchen Ausflug verstanden habe. Es wär so als würden Kindergartenkinder in Deutschland einen Ausflug zum örtlichen K+K oder Lidl, etc. machen. Allerdings muss ich sagen, dass die Lehrerinnen sich bemüht haben das beste daraus zu machen und am Ende haben die Kinder noch ein Tütchen mit Chips und Süßigkeiten bekommen (auch hier ist der pädagogische Sinn für mich nicht ganz klar, denn im Supermarkt gibt es schließlich nichts umsonst). Nach diesem Ausflug hatten Julian und ich ein Meeting mit Bruce, worin wir das Programm des „Aftercare“ und des Boys Club für die nächsten zwei Wochen geplant haben. Anschließend ging es dann auch zum „Aftercare“ und diesmal wieder Julian und ich zusammen. Dort haben wir dann die noch ausstehenden Briefe fertig gestellt und ansonsten wurde gekickert, weil der Kicker seit zwei Wochen kaputt ist und genau an diesem Tag konnten wir ihn wieder reparieren.
Am Freitag hat Marius uns ein bisschen durch Kapstadt geführt. Zuerst sind wir in das District 6 Museum gegangen, um uns über die Auswirkungen der Apartheid zu informieren. Dabei haben wir erfahren, warum unser Township Lavender Hill heißt: im Zuge der Zwangsaussiedlung der farbigen Bevölkerung, um Wohnraum für die Weißen zu schaffen, wurde ein komplettes Viertel in Kapstadt zerstört. Dabei wurden die Townships, wohin die „Coloreds“ und die Schwarzafrikaner umgesiedelt wurden nach ehemaligen Straßennamen des District 6 benannt, damit die umgesiedelten Menschen sich ein wenig heimisch fühlten. Somit wurde Lavender Hill nach einer Straße im ehemaligen District 6 benannt. Danach haben wir eine anglikanische Kirche besichtigt und anschließend haben wir eine Mittagspause in den ehemaligen Botanischen Gärten gemacht. Diese sind nun zu einem sehr schönen Park umfunktioniert worden. Abschließend sind haben wir uns in der Slave Lodge über die Vergangenheit des Sklavenhandels informiert. Insgesamt ein sehr interessanter Tag, an dem wir viel gelernt haben. Zudem ist am Freitagmorgen die Rugby Weltmeisterschaft in Australien eröffnet worden. In Südafrika ist Rugby eine der Volkssportarten und somit sieht man auf der Straße und auch in der New World Foundation etliche Menschen mit dem südafrikanischen Rugbytrikot. Im Kindergarten haben die Lehrerinnen sogar aus diesem Anlass den Fernseher eingeschaltet.
Am Samstag sind wir Freiwillige auf eigene Faust nach Kapstadt gefahren, genauer gesagt an die Waterfront, einem sehr touristischem Viertel am Hafen Kapstadts. Dort habe ich mich eher nicht wie in Südafrika gefühlt, weil einfach sehr viele aus Europa dort sind. Dennoch ist die Waterfront eine sehr schöne Gegend und am Abend haben wir uns dort mit den Freiwilligen aus Mfuleni getroffen, um in einer Bar das Finale des MTN8 zu sehen (entspricht etwa dem Ligapokal in der Bundesliga), da dies ein echtes Derby war (Orlando Pirates gegen Kaizer Chiefs). Nach 90 Minuten regulärer Spielzeit haben die Orlando Pirates das Spiel in der Verlängerung 1:0 gewonnen.
Am Sonntag waren wir dieses mal wieder alle in der Kirche und auch dort wurde vom Ältestenprediger dem südafrikanischen Rugbyteam viel Erfolg gewünscht. So etwas hätte es in Deutschland nie gegeben, aber was nicht ist kann ja noch werden xD.
Ja, waren meine Eindrücke der vierten Woche und wenn ich ihn nochmal so durchlese, ist doch mehr zusammen gekommen als ich gedacht hätte.
Also ich bin wie immer auf Eure Reaktionen gespannt.
Liebe Grüße
Henning
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