Dienstag, 8. November 2011

Elfte & Zwölfte Woche

Liebe Leser,
zuerst einmal sollte ich mich entschuldigen, dass ich mich seit zwei Wochen nicht mehr gemeldet habe. Das hängt mit den Feierlichkeiten zum 30jährigen Bestehen der NWF zusammen, die uns alle beschäftigt und Energie gekostet haben. Deshalb versuche ich die letzten zwei Wochen in einem zusammen zu fassen.
Die Woche vom 24.11.2011 bis zum 30.11.2011 stand ganz im Zeichen des Jubiläums der NWF.
In der Woche wurden die letzten Vorbereitungen getroffen.
Da die Feier im Kindergarten stattfand, wurde dieser jeden Tag um 12.00 Uhr Mittags geschlossen, um aufzuräumen. Zudem wurde der Slideshow vom Youth Department der letzte Schliff verliehen, beim Aftercare haben die Kinder Armbänder und Ketten zum Verkauf am Wochenende gemacht und die Eltern der Aftercare-Kids wurden nochmal auf ihre Pflichten für das Jubiläum hingewiesen. Also war die Arbeitswoche sehr beschäftigt und es wurde viel gewuselt.
Am Samstag war es dann so weit. Der lang ersehnte „Open Day“ (= Tag der offenen Tür) fand statt. Im Kindergarten hat jedes Department einen Tisch gehabt mit Informationen für die Gäste. Zudem wurden einige Sachen zum Verkauf angeboten: das Aftercare hat Armbänder und Ketten verkauft und noch einen Basar mit alten Kleidern gemacht und aus der Küche wurden Süßwaren und Getränke verkauft. Draußen wurde fleißig gebraait und es gab sogar einen kleine Hüpfburg und als die Marimba Band zum Anfang draußen die Menschen in die richtige Stimmung gebracht hat, war es schön die interessierten Gesichter auf der Straße zu sehen. An diesem Tag sind bestimmt auch alle Minitaxen extra langsam an der NWF vorbeigefahren, um zu sehen, was so los ist. Ab 11.00 Uhr begann dann ein Programm mit Reden, musikalischen Beiträgen und einigen Tanzeinlagen. Ein besonderer Gast an diesem Tag war Herr Dr. Weusmann, der Vize-Präsident der ev.-ref. Landeskirche. Das Programm ging etwa bis 14.00 Uhr. Ab 15.00 Uhr war dann der zweite Teil des Open Days, nämlich das Konzert des Kindergartens. Das Thema war die Rugby Weltmeisterschaft und somit hat jede Gruppe ein anderes Land präsentiert, wobei es schon merkwürdig war, dass Deutschland präsentiert wurde, denn soviel haben wir ja nicht mit Rugby zu tun. Nichtsdestotrotz war es ein schöner Nachmittag und die Kirche war rappel voll mit Eltern und anderen Interessierten. Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen, indem ich das Kindergartenlied mit Trompete begleitet habe. Anschließend sind Julian und ich noch zu Bruce gefahren und haben ein wenig gechillt und den Abend gemütlich ausklingen lassen. Den Abend würde ich vor allem mit dem Adjektiv interessant betiteln, weil Bruce aus Lavender Hill kommt und dort aufgewachsen ist. Es war interessant zu sehen, wie er so lebt und vor allem, dass er ziemlich arm lebt. Umso herzlicher wurden wir aber empfangen und es wurde gut für uns gesorgt, gerade was Sicherheit angeht.
Am Sonntag war dann der Zweite Teil des Jubiläums, nämlich der Gottesdienst. Dort habe ich in der Kirchenband mitgewirkt, was echt Spaß gemacht hat, gerade weil die Band komplett besetzt war. Anschließend wurde dann noch zum Kaffee und Kuchen eingeladen, oder besser gesagt Muffins. Es wurde mit 400 Gästen gerechnet, doch es waren leider bei weitem nicht so viele. Obwohl eine gute Sache hatte es doch. Am Ende konnten wir noch Sahneteilchen mit nach Hause nehmen und am Montag konnten wir restliche Muffins essen.
Somit komme ich dann auch zur ersten Novemberwoche.
Am Montag hieß zunächst einmal aufräumen. Es wurden Tische und Stühle herum getragen und an ihre alten Plätze gestellt, sodass der Alltag in der NWF wieder einkehren konnte. Beim Aftercare haben wir Icebreakers gemacht und am Abend sind Julian und ich das erste Mal von unserer Farm aus gelaufen. Keine Sorge, uns ist nichts passiert, denn wir sind einmal über die M5 drüber gelaufen und schon ist man Marina Da Gama, einem Wohngebiet der wohlhabenderen und überwiegend weißen Bevölkerung. An sich ist das Gebiet sogar ziemlich schön, da eine Ausläufer eines Sees dort sind, sodass einige Häuser einen Steg im Garten haben. Einerseits haben wir uns ein bisschen freier gefühlt, weil wir zum ersten Mal die Einfahrt zur Farm zu Fuß passiert haben und andererseits fühlte ich mich beim Laufen eher im Urlaub als im Freiwilligendienst.
Am Dienstag war ich beim Fußballprogramm und dieses Mal habe ich eine Übung zum Thema Passen gemacht. An sich war es eine ganz simple Übung, doch es hat den Kindern etwas gebracht und Devon war auch begeistert davon. Ein Problem war allerdings, dass ein Lehrer, der auch ein Fußballprogramm gemacht hat seine Kinder zu uns geschickt hat, sodass wir am Ende 38 Kinder waren, wobei es Anfangs nur 18 gewesen sind. Die Kinder hatten Spaß doch leider hatte das Spiel nicht wirklich Struktur, da es einfach zu viele Kinder waren.
Am Mittwoch hatte ich das vorletzte Mal Computerkurs. Dieses mal sollten die Schüler ihre tabellarischen Lebensläufe und Email- Accounts erstellen. Zudem hat ein Pavian am Vormittag Lavender Hill unsicher gemacht. Er hat sich aus dem Tokai Forest verlaufen und war an einigen Primary und High Schools und auf Dächern mehrerer Gebäude. Bruce hat uns aus diesem Anlass mitgenommen, um ihn auf einem Wohnhaus zu beobachten. An sich hat der Pavian auf dem Dach gesessen und unten war eine Menge an Schaulustigen. Das Ding war auch, dass das Tier nicht erschossen werden sollte und es konnte nicht betäubt werden, da er sonst vom Dach gefallen wäre. Auf jeden Fall hat er die Community belebt und an diesem Tag und die zwei Tage danach war er das Gesprächsthema Nummer eins.
Am Donnerstag haben wir morgens mal unser Volunteers Office umgestellt, da uns die bisherige Anordnung ein wenig genervt hat. Jetzt haben wir dort viel mehr Platz und wir fühlen uns dort auch ein wenig wohler, zumal wir jetzt auch die Küche in der Blue Hall für uns nutzen.
Beim Aftercare habe ich mit fünf ausgewählten Kindern einen Workshop gemacht, in dem Ich ihnen erklärt habe, wie man eine Videokamera handhabt, da sie einen Film für die Montessorischule drehen sollen. Dazu haben wir uns 10 Fragen für Interviews überlegt.
Am Freitag war die NWF ziemlich leer, weil der Management-Staff das monatliche Meeting auf der Farm hatte. In der Zeit sollten Julian und ich Auntie Marie nach Kapstadt zum Traumazentrum fahren, doch dort scheinen die Leute das Wort Zeitmanagement überhaupt nicht in ihrem Wortschatz zu haben: Auntie Marie bekommt zwar immer ihre Termine, doch sie muss an einem Termintag nochmal zur Sicherheit den Termin bestätigen lassen. In diesem Fall war es so, dass wir gerade 2km von der NWF weggefahren sind, als sie eine spontane Absage über Handy bekommt, weil das Traumazentrum versehentlich eine Doppelbuchung gemacht hat. Also wenn man dort mal einen mit gutem Organisationsvermögen einstellen würde, wäre dem Laden sehr geholfen.
Am Nachmittag haben wir beim Boys-Club das Thema Vertrauen gehabt, wofür Julian und ich ein eigenes Programm ausgearbeitet haben, was am Ende gut geklappt hat, da wir gut über theoretische Sachen reden konnten.
Am Samstag haben wir mit ein paar internationalen Austauschschülern der Muizenberg High School Paintball gespielt. Ich habe sowas noch nie zuvor gemacht, deshalb war ich schon aufgeregt. Am Ende hat es schon ein Stück weit Spaß gemacht, doch ich würde sagen, dass ich nicht der Typ dafür bin. Ein besonderer Gedanke war dabei, dass wir uns da mit Farbkugeln abgeschossen haben, aber in Lavender Hill schießen die Menschen mit echten Kugeln aufeinander; an sich eine krasse Vorstellung.
Am Sonntagmorgen war ich wieder in der Kirche. Dieses mal waren wir in der Band nur zu viert und am Anfang haben alle vor verschlossenen Türen gestanden, da der verantwortliche für den Schlüssel noch nicht da war. An sich eine Sache, die in Deutschland nicht gut ankommen würde, doch hier haben die Leute sich nicht besonders beirren lassen. Allerdings bin ich dieses mal nicht so gut rein gekommen. Ich bin wohl noch in der Findungsphase in der Band. Am Nachmittag sind wir dann nach Muizenberg an den Strand gefahren, weil das Wetter herrlich war und es war sehr heiß. Also bin ich das erste Mal im Meer schwimmen gewesen, doch es war nicht gut zum Schwimmen, weil es einmal recht kalt war (daran habe ich mich schnell gewöhnt), aber es waren recht hohe Wellen (eher für Surfer perfekt) und es war eine recht starker Sog nach draußen ins offene Meer, sodass ich darauf geachtet habe, Kontakt zum Boden zu haben.
So das war jetzt ein etwas längerer Rückblick, dafür aber auch für zwei Wochen. Ich hoffe Ihr könnt meinen Beschreibungen einigermaßen folgen. Wenn nicht, dann meldet Euch bei mir.

Liebe Grüße
Henning

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